Angedacht


Liebe Gemeindeglieder,
liebe Freunde,

"Es begab sich aber zu der Zeit"

"Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde."

So beginnt die wohl bekannteste Geschichte der Welt. In ihr wird von der Geburt von Jesus Christus erzählt. In vielen Tausenden von Kirchen wird diese Geschichte heute oder morgen vorgelesen oder nachgespielt. "Es begab sich aber zu der Zeit."

Für manchen hört sich das so an wie ein Märchen aus uralten Zeiten, wie "Es war einmal". An dem Bericht von der Geburt von Jesus Christus mag manches Legendenhafte sein. Aber mit diesem "Es begab sich aber zu der Zeit" gehört diese Geburt nicht in eine Märchenwelt, sondern mitten in unsere Weltgeschichte. Da befiehlt der römische Kaiser, der dafür, dass seine Soldaten den inneren Frieden seines Weltreiches garantieren, als gottgleich gefeiert wird, eine bessere Organisation der Steuereintreibung. Viele Bewohner empfanden das als gute Nachricht, als "Evangelium", wie man damals sagte. Friede und Wohlstand würden so gesichert.

In Bethlehem musste die Familie von Jesus sich registrieren lassen, und so wurde er dort geboren. Dass diese Geburt ein "Evangelium", eine gute Nachricht ist, hat damals allerdings bis auf paar unbedeutende Hirten kaum jemand gemerkt.

Dreißig Jahre später trat dieser Jesus als Wanderprediger auf. Viele, die ihm begegneten, hatten den Eindruck, dabei etwas geradezu Paradiesisches zu erleben. Wie er mit Menschen umging, die Geschichten, die er erzählte, manchmal aufrüttelnd, manchmal tröstlich - es war, als würde man in ihm Gott selbst begegnen.

Seine Eltern hatten ihm den Namen "Jesus" gegeben, auf Deutsch "Gotthilf". Und viele erfuhren durch ihn Gottes Hilfe. "Evangelium", gute Botschaft, nannte Jesus selbst diese Erfahrung der Nähe Gottes. Und so bezeichneten später die ersten Christen die Erzählungen vom Leben von Jesus, von seinem Sterben und seiner Auferstehung von den Toten, diese Berichte, aus denen er selbst zu reden schien, als "Evangelium", als gute Botschaft.

Von Anfang an stand dieses Evangelium in Konkurrenz zu den "guten Nachrichten" der jeweiligen Machthaber. Menschen, die sich durch Jesus mit Gott in Kontakt wussten, erwarteten Heil und Erfüllung für ihr Leben nicht von irgendwelchen Führern, sondern von ihm.

Mein Kollege Reinhard Ellsel aus Lübbecke hat das Evangelium, die gute Botschaft, die mit Jesus in die Welt gekommen ist, in Worte gefasst, die ich mir heute dankbar ausleihe: "Gott liebt jeden Menschen. Keinen schreibt er ab, mit jeder und jedem hat Gott etwas Gutes vor. Und Gott hilft seinen Geschöpfen dabei, dass sie so leben können, wie er sich das mit uns gedacht hat. Schließlich bringt Gott seine Menschen zur Vollendung im ewigen Leben."

"Es begab sich aber zu der Zeit ..." Ich lade Sie ein, sich heute oder morgen diese Worte und die Geschichte von der Geburt von Jesus in einer Kirche in ihrer Nähe vorlesen oder vorspielen zu lassen. Und wenn es dann heißt "Euch ist heute der Heiland geboren", mag in Ihnen die Gewissheit entstehen, dass dieses "Heute" bis in unser Heute reicht. Gesegnete Weihnachten!

Bernd Reitmayer